Überaufgeregt reagiert - WASG und Linkspartei im Kreis zum Zoff in Berlin
Pressebericht in: Schwäbisches Tagblatt - 02.03.2006
KREIS TÜBINGEN (kai). In Berlin knirscht es heftig zwischen WASG und Linkspartei.PDS. Im Kreis Tübingen sehen Vertreter beider Parteien, die auf Bundesebene 2007 fusionieren wollen, den Zoff in der Hauptstadt eher gelassen.
"Das sind Berliner Probleme", sagt Rüdiger Nierlein, der Landtagskandidat und Kreisvorsitzende der WASG (Wahlalternative Arbeit und soziale Gerechtigkeit). Aus Sicht des Tübingers sollten sich alle Beteiligten lieber auf den Gegner, "das neoliberale Lager", konzentrieren. Auch im Kreis laufe nicht alles knirschfrei. Doch das werde "untereinander gelöst". Viel wichtiger als öffentlicher Streit ist Nierlein die "thematisch-inhaltliche Auseinandersetzung", also die Antwort auf Fragen wie: "Was will man mit einer neuen linken Kraft?" Und: "Wie will man in die Bevölkerung hineinwirken?"
WASG-Zweitkandidat Emanuel Peter aus Rottenburg hat schon recht konkrete Vorstellungen von der neuen Linken. Er hält es für falsch, sie auf die beiden Parteien einzuengen. Der Zusammenschluss müsse weit darüber hinausgehen, "in Gewerkschaften, Attac und Sozialforen hinein" - als "organisatorische Antwort auf die sozialen Verwerfungen".
Wie die WASG in Berlin reagiert, hält Peter für "überzogen". Allerdings gehe es dort auch um die Glaubwürdigkeit. (Auslöser für das Zerwürfnis ist unter anderem, dass die PDS im rot-roten Senat Privatisierung betreibt, die sie als Partei geißelt.) So lange es "um Streit in der Sache geht", hat der Zweitkandidat nichts gegen die Auseinandersetzungen. Allerdings wünscht Peter sie sich "konstruktiv und orientiert an Eckpunkten".
Der Tübinger Tobias Pflüger weiß, wie das geht. Er kam als Parteiloser über die PDS-Liste ins Europaparlament. Sein Eindruck von der aufgeheizten Debatte in Berlin: "Einige sind überaufgeregt." Inhaltlich teilt er jedoch manche Kritikpunkte. Mit Europaparlament-gestählter Gelassenheit empfiehlt er den Konfliktparteien, "die politische Auseinandersetzung zu suchen". Dazu müssten sich aber "beide Seiten bewegen".
Pflüger schwebt als Modell "eine pluralistische Linke mit klarem Profil" vor. Wie sie funktionieren kann, erlebt der Abgeordnete in der zusammengewürfelten Linksfraktion GUE/NGL - mit steten Diskussionen um den Grundkonsens wie etwa konsequente Antikriegspolitik oder das Nein zur Dienstleistungs-Richtlinie.
"Es war abzusehen, dass es in zwei bis drei Landesverbänden Schwierigkeiten geben wird", nimmt Bernhard Strasdeit die Lage gelassen. In Baden-Württemberg, so der Landesvorsitzende der Linkspartei, "läuft es relativ gut". Ein Beleg: WASG und Linkspartei wollen am 20. März in Stuttgart eine gemeinsame Geschäftsstelle eröffnen. Es gebe "berechtigte Kritik" an einigen Projekten des rot-roten Senats, sagt Strasdeit. Doch die Kandidatur gegen den Bündnispartner verstoße gegen das Kooperationsabkommen. Ob die Linksfraktion im Bundestag deswegen ihren Fraktionsstatus verliert, ist juristisch noch nicht geklärt.
Aus Wahlkämpfersicht kommt der Eindruck nicht gut, die Einheit der Linken könnte wieder einmal scheitern. Allerdings scheint der Spott darüber im Kreis kein Thema zu sein.
KREIS TÜBINGEN (kai). In Berlin knirscht es heftig zwischen WASG und Linkspartei.PDS. Im Kreis Tübingen sehen Vertreter beider Parteien, die auf Bundesebene 2007 fusionieren wollen, den Zoff in der Hauptstadt eher gelassen.
"Das sind Berliner Probleme", sagt Rüdiger Nierlein, der Landtagskandidat und Kreisvorsitzende der WASG (Wahlalternative Arbeit und soziale Gerechtigkeit). Aus Sicht des Tübingers sollten sich alle Beteiligten lieber auf den Gegner, "das neoliberale Lager", konzentrieren. Auch im Kreis laufe nicht alles knirschfrei. Doch das werde "untereinander gelöst". Viel wichtiger als öffentlicher Streit ist Nierlein die "thematisch-inhaltliche Auseinandersetzung", also die Antwort auf Fragen wie: "Was will man mit einer neuen linken Kraft?" Und: "Wie will man in die Bevölkerung hineinwirken?"
WASG-Zweitkandidat Emanuel Peter aus Rottenburg hat schon recht konkrete Vorstellungen von der neuen Linken. Er hält es für falsch, sie auf die beiden Parteien einzuengen. Der Zusammenschluss müsse weit darüber hinausgehen, "in Gewerkschaften, Attac und Sozialforen hinein" - als "organisatorische Antwort auf die sozialen Verwerfungen".
Wie die WASG in Berlin reagiert, hält Peter für "überzogen". Allerdings gehe es dort auch um die Glaubwürdigkeit. (Auslöser für das Zerwürfnis ist unter anderem, dass die PDS im rot-roten Senat Privatisierung betreibt, die sie als Partei geißelt.) So lange es "um Streit in der Sache geht", hat der Zweitkandidat nichts gegen die Auseinandersetzungen. Allerdings wünscht Peter sie sich "konstruktiv und orientiert an Eckpunkten".
Der Tübinger Tobias Pflüger weiß, wie das geht. Er kam als Parteiloser über die PDS-Liste ins Europaparlament. Sein Eindruck von der aufgeheizten Debatte in Berlin: "Einige sind überaufgeregt." Inhaltlich teilt er jedoch manche Kritikpunkte. Mit Europaparlament-gestählter Gelassenheit empfiehlt er den Konfliktparteien, "die politische Auseinandersetzung zu suchen". Dazu müssten sich aber "beide Seiten bewegen".
Pflüger schwebt als Modell "eine pluralistische Linke mit klarem Profil" vor. Wie sie funktionieren kann, erlebt der Abgeordnete in der zusammengewürfelten Linksfraktion GUE/NGL - mit steten Diskussionen um den Grundkonsens wie etwa konsequente Antikriegspolitik oder das Nein zur Dienstleistungs-Richtlinie.
"Es war abzusehen, dass es in zwei bis drei Landesverbänden Schwierigkeiten geben wird", nimmt Bernhard Strasdeit die Lage gelassen. In Baden-Württemberg, so der Landesvorsitzende der Linkspartei, "läuft es relativ gut". Ein Beleg: WASG und Linkspartei wollen am 20. März in Stuttgart eine gemeinsame Geschäftsstelle eröffnen. Es gebe "berechtigte Kritik" an einigen Projekten des rot-roten Senats, sagt Strasdeit. Doch die Kandidatur gegen den Bündnispartner verstoße gegen das Kooperationsabkommen. Ob die Linksfraktion im Bundestag deswegen ihren Fraktionsstatus verliert, ist juristisch noch nicht geklärt.
Aus Wahlkämpfersicht kommt der Eindruck nicht gut, die Einheit der Linken könnte wieder einmal scheitern. Allerdings scheint der Spott darüber im Kreis kein Thema zu sein.
Tobias Pflüger - 2006/03/03 16:42
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