Auch der Europaabgeordnete erfährt beim KSK fast nichts

Pressebericht in: Schwarzwälder Bote, 18.07.2006

Calw. Tobias Pflüger hat's geschafft. Endlich hat er einen Blick hinter die Kulissen der Graf-Zeppelin-Kaserne werfen dürfen. Das konnte er, der im Stammheimer Pfarrhaus aufgewachsen ist, vor vielen, vielen Jahre zwar auch schon, und das sogar regelmäßig, weil er dort kurze Zeit Karate trainiert hat.

Seit 1996, seit es also das Kommando Spezialkräfte (KSK) gibt, kommt fast niemand mehr in diese Kaserne hinein. Tobias Pflüger, der es mehrere Male probiert hat, hatte eh schlechte Karten. Weil er nämlich als aktiver Friedenskämpfer und Mitarbeiter der Informationsstelle Militarisierung (IMI) von Anfang an zu den schärfsten Kritikern der Eliteeinheit der Bundeswehr gehört hat.

Seit dem Jahr 2004 ist Pflüger aber auch als Parteiloser für die Linkspartei PDS Mitglied des Europaparlaments. Und nicht nur das: Für seine Farben ist der 41-Jährige Obmann im Unterausschuss für Sicherheit und Verteidigung. Als solcher bleibt ihm, wenn er es will, keine Kaserne mehr verschlossen. Dass Pflüger, der im Auftrag seiner Partei gerade verschiedene militärische Einrichtungen abklappert, sehen wollte, was das KSK eigentlich macht, liegt auf der Hand. Bei seinem Besuch gestern begleiteten ihn Franz Groll und Karl Braig vom örtlichen Friedensnetz.

Die drei fanden in General Rainer Hartbrod, der seit September vergangenen Jahres als Brigadegeneral Chef des KSK ist, einen aufgeschlossenen Gesprächspartner, berichteten sie hernach in einem Pressegespräch. Sie durften sich auch Teile des äußerst harten Ausbildungsprogramms ansehen, das die Soldaten durchlaufen müssen.

Der KSK-Chef antwortete auf fast alle Fragen. Nur wenn es konkret um Einsätze seiner Untergebenen ging, sagte er nichts. Aber das kennt man ja beim Kommando Spezialkräfte. Und warum soll das bei einem Europaabgeordneten, der ohnehin für die Auflösung der Einheit ist, anders sein?

Pflüger bekräftigte nach seinem Besuch in der Kaserne, dass er dem KSK nach wie vor sehr kritisch gegenüber steht. Seiner Überzeugung fehle außer einem politischen Mandat aus dem Jahr 2001 eine funktionierende parlamentarische Kontrolle für die Einsätze. Das Einsatzspektrum sei eindeutig offensiv und damit sei das Kommando Spezialkräfte eine "Kriegsführungstruppe." Und die gehöre einfach abgeschafft.

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