Provokation von beiden Seiten

Pressebericht in: Schwäbisches Tagblatt, 04.06.2007

Tübinger Teilnehmer der Anti-G8-Demonstration in Rostock fürchten, dass Gewalt Inhalte verdrängt

TÜBINGEN / ROSTOCK (gs). Auch für ein paar Tübinger kam es am Samstag knüppeldick: Obwohl sie sich bei der Rostocker Demonstration gegen den G8-Gipfel friedlich verhielten, bekamen sie Schläge von der Polizei oder Reizgas ab. Dabei begann die Veranstaltung fröhlich, bunt und kreativ.

Auf der Bühne spielte Mad Maxamum politischen HipHop. Verschiedene Gruppen des Aktionsbündnisses „Gerechtigkeit jetzt!“ machten ihre Pappmaché-Großpuppen für den Demo-Zug fertig. Initiiert wurde das Puppen-Projekt von Marc Amann aus Tübingen, der sich in seinem Buch „go. stop. act!“ mit kreativen Protestformen befasst hat: Beim Rostocker Hauptbahnhof ging es jedenfalls friedlich zu.

„Ich war überwältigt von der Menschenmenge. Das hat einfach mal wieder gut getan“, schwärmte ein Stuttgarter mit Friedensfahne, der in einem der drei Tübinger Busse angereist war. Auf diesem Weg kamen 130 Tübinger und 20 Reutlinger nach Rostock, rund 100 G8-Gegner nutzten die Bahn oder Privat-PKWs. Mitglieder von Attac, dem ZAK, der Freien SchülerInnen Organisation, der Linkspartei-nahen Jugendorganisation Solid, von Frauen International, dem Infoladen oder der Antifa wollten ihre Kritik kundtun. Andere kamen privat wie Azubi Moritz Sauer: „Weil ich es eine Frechheit finde, dass die acht mächtigsten Männer knapp 14 Prozent der Weltbevölkerung repräsentieren.“

Vor Ort war auch der parteilose Tübinger Europa-Abgeordnete Tobias Pflüger. Kurz vor seiner Rede war die geplante Flughafen-Blockade per Gerichtsbeschluss verboten worden: „Wir werden, ob sie es genehmigen oder nicht, an diesem Flughafen demonstrieren, und wir werden ihn blockieren!“, kündigte er an. „Die wirklichen Gewalttäter“, so Pflüger, „treffen sich in Heiligendamm.“

Während der Auftaktkundgebung und des Demonstrationszugs zeigte die Polizei sich kaum. Umso massiver ihre Präsenz am Stadthafen, dem Platz der Abschlusskundgebung. Ab dem frühen Nachmittag kam es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen mit Vermummten, die Steine und Flaschen warfen, während die Polizei Knüppel, Tränengas und Wasserwerfer einsetzte. Dass die Provokationen von beiden Seiten ausgingen, meinten viele Tübinger. Mindestens acht von ihnen bekamen Faust- oder Stockschläge von der Polizei ab, weil sie Ketten gebildet hatten oder am falschen Ort waren. Unter ihnen war der später verhaftete Student Kevin Gurka: Er habe einem Verletzten helfen wollen und dann einen Schlag ins Gesicht und Pfefferspray in die Augen bekommen. Andere standen in Schussweite des Wasserwerfers, einer wurde von einem Stein aus dem schwarzen Block getroffen.

„Diese Art der Auseinandersetzung hat dem inhaltlichen Anliegen keinen Dienst geleistet“, ärgerte sich Andreas Linder vom Tübinger Anti-G8-Bündnis. Er befürchtet, dass jetzt die Krawalle das Medienbild dominieren.

Online-Redaktion: tagblatt online

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