„Der Eurofighter ist übermotorisiert“
Pressebericht in: Salzburger Nachrichten; 28. Juni 2007
Deutsche Experten bezweifeln Sinn der Eurofighter-Beschaffung für Österreich
HELMUT UWER
BERLIN (SN). „Weniger tun’s auch.“ Militärisch kurz und bündig kommentierte der ehemalige Generalinspekteur der Bundeswehr und frühere Vorsitzende des Nato-Militärausschusses Klaus Naumann die österreichische Diskussion über die Anzahl der zu beschaffenden Eurofighter. Gleichzeitig wies er darauf hin, dass das Flugzeug auch in Deutschland nicht unumstritten gewesen sei.
Für den Leiter des Berliner Informationszentrums für transatlantische Sicherheit (BITS), Otfried Nassauer, ist die Wiener Entscheidung zu Gunsten des Eurofighters ein Fehlkauf. Die Zahl sei nicht das Problem. Die lasse sich immer erklären. Bei 18 Eurofightern könnten zwölf eingesetzt werden, während sich sechs in der Reserve befänden. Überrascht zeigte sich Nassauer jedoch von der Entscheidung von Minister Norbert Darabos, nur noch 15 Flugzeuge zu kaufen. „Das reduziert die Reserve auf drei und ist militärisch unsinnig.“
Die Kernfrage für Nassauer aber ist, ob Österreich gut beraten ist, ein Flugzeug zu erwerben, „bei dem man einmal den Nachbrenner zündet und schon in Deutschland ist“. Für den Experten ist der Eurofighter für Österreich „übermotorisiert“. Dennoch hat er gewisses Verständnis: „Die österreichische Luftwaffe wollte gerne in die erste Liga aufsteigen.“ Nach Nassauers Überzeugung hätten aber auch die schwedischen Gripen für die österreichischen Bedürfnisse ausgereicht.
Der Rüstungskritiker Tobias Pflüger, der für die Linkspartei im Europaparlament sitzt, findet, dass Österreich überhaupt keine Luftverteidigung braucht. „Rein militärisch weiß jeder, dass das keinen Sinn macht.“ Abfangjäger seien zur Zeit des Kalten Kriegs gegen die damalige Bedrohung durch sowjetische MiGs geplant worden. „Ich sehe heute keinen Staat, der Österreich angreifen will,“ unterstrich Pflüger seine Argumentation.
Er glaubt auch nicht, dass terroristische Bedrohungen mit Abfangjägern lösbar seien. Dagegen seien Kontrollen auf dem Flughafen viel effizienter. Nicht einmal für Überwachungsaufgaben im Fall von Großereignissen wie der Fußball-EM seien die Eurofighter geeignet, findet Pflüger. Dazu würde man besser Awacs-Überwachungsflugzeuge einsetzen oder aber auch Hubschrauber.
Deutsche Experten bezweifeln Sinn der Eurofighter-Beschaffung für Österreich
HELMUT UWER
BERLIN (SN). „Weniger tun’s auch.“ Militärisch kurz und bündig kommentierte der ehemalige Generalinspekteur der Bundeswehr und frühere Vorsitzende des Nato-Militärausschusses Klaus Naumann die österreichische Diskussion über die Anzahl der zu beschaffenden Eurofighter. Gleichzeitig wies er darauf hin, dass das Flugzeug auch in Deutschland nicht unumstritten gewesen sei.
Für den Leiter des Berliner Informationszentrums für transatlantische Sicherheit (BITS), Otfried Nassauer, ist die Wiener Entscheidung zu Gunsten des Eurofighters ein Fehlkauf. Die Zahl sei nicht das Problem. Die lasse sich immer erklären. Bei 18 Eurofightern könnten zwölf eingesetzt werden, während sich sechs in der Reserve befänden. Überrascht zeigte sich Nassauer jedoch von der Entscheidung von Minister Norbert Darabos, nur noch 15 Flugzeuge zu kaufen. „Das reduziert die Reserve auf drei und ist militärisch unsinnig.“
Die Kernfrage für Nassauer aber ist, ob Österreich gut beraten ist, ein Flugzeug zu erwerben, „bei dem man einmal den Nachbrenner zündet und schon in Deutschland ist“. Für den Experten ist der Eurofighter für Österreich „übermotorisiert“. Dennoch hat er gewisses Verständnis: „Die österreichische Luftwaffe wollte gerne in die erste Liga aufsteigen.“ Nach Nassauers Überzeugung hätten aber auch die schwedischen Gripen für die österreichischen Bedürfnisse ausgereicht.
Der Rüstungskritiker Tobias Pflüger, der für die Linkspartei im Europaparlament sitzt, findet, dass Österreich überhaupt keine Luftverteidigung braucht. „Rein militärisch weiß jeder, dass das keinen Sinn macht.“ Abfangjäger seien zur Zeit des Kalten Kriegs gegen die damalige Bedrohung durch sowjetische MiGs geplant worden. „Ich sehe heute keinen Staat, der Österreich angreifen will,“ unterstrich Pflüger seine Argumentation.
Er glaubt auch nicht, dass terroristische Bedrohungen mit Abfangjägern lösbar seien. Dagegen seien Kontrollen auf dem Flughafen viel effizienter. Nicht einmal für Überwachungsaufgaben im Fall von Großereignissen wie der Fußball-EM seien die Eurofighter geeignet, findet Pflüger. Dazu würde man besser Awacs-Überwachungsflugzeuge einsetzen oder aber auch Hubschrauber.
Tobias Pflüger - 2007/07/02 09:39
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