Paten für Deserteurdenkmal gesucht
Pressebericht in: Esslinger Zeitung, 07.08.2007
Am 30. August wird eine Skulptur vor dem Theaterhaus eingeweiht - 5000 Euro fehlen noch
Stuttgart (eh) - An die Opfer der Kriege - Zivilisten und Soldaten - erinnern Dutzende Denkmale. Doch jene, die sich dem Krieg entzogen, gelten oft als „Verräter“. Dass Deserteure keinesfalls „Feiglinge“ waren, darauf soll ein Denkmal aufmerksam machen, das Ende August vor dem Stuttgarter Theaterhaus eingeweiht wird.
Wegen „Fahnenflucht“ und „Befehlsverweigerung“ wurden sie bestraft, zum Teil mit Gefängnis, manche gar mit dem Tod. Lange Jahre haben sie um ihre Anerkennung kämpfen müssen - erst im Jahr 2002 wurden die Deserteure des Zweiten Weltkriegs durch den Deutschen Bundestag rehabilitiert. 50 000 Deserteure sind von der NS-Militärjustiz verfolgt, mehr als 20 000 Todesurteile vollstreckt worden. Um der Opfer zu gedenken, setzt sich die Initiative Deserteur-Denkmal seit fast zehn Jahren dafür ein, dass nach Ulm (2005) nun auch in der Landeshauptstadt ein Mahnmal für sie aufgestellt wird - zum Beispiel in der Dorotheenstraße, wo sich im ehemaligen Hotel „Silbereisen“ in der Nazi-Zeit die berücht igte Gestapo-Zentrale befand, oder vor dem Stuttgarter Landgericht, wo einst 37 Männer hingerichtet wurden, weil sie sich dem Dienst in der Wehrmacht verweigerten und sich von der Truppe entfernt hatten.
Das Ansinnen ist im Rathaus bislang jedoch nicht auf große Gegenliebe gestoßen. Mit Verweis darauf, dass es in der Stadt bereits ein Denkmal für alle Kriegsopfer gebe, wurden Anfrage n nach einem möglichen Standort ablehnend beschieden. Ein Kompromiss ist aber in Sicht: Zumindest für einige Monate soll das Deserteur-Denkmal vor dem Theaterhaus auf dem Pra gsattel aufgestellt werden - bis ein städtischer Platz für das insgesamt 2,80 Meter hohe Mahnmal aus Stein gefunden ist. Am 30. August wird die Einweihung der Skulptur stattfinden. „Wir erhoffen uns, die Debatte um einen festen Standort neu zu entfachen“, erklärt Roland B lach von der Deserteur-Denkmal-Initiative. Nicht zuletzt habe der provisorische Standort Symbolcharakter: Am 21. Dezember wird im Th eaterhaus der diesjährige Stuttgarter Friedenspreis an den US-Armee-Verweigerer Augustin Aguayo verliehen. Um das Werk des Bildhauers Nikolaus Kernbach finanzieren zu können - alles in allem werden 22 000 Euro benötigt - läuft seit Sommer vergangenen Jahres eine „Bausteinkampagne“. Zahlreiche Paten haben sich bereits gefunden: Der Tübinger OB Boris Palmer hat sich ebenso finanziell beteiligt wie die Landtagsabgeordneten Christine Rudolf (SPD) und Brigitte Lösch (Grüne), Tobias Pflüger (Linkspartei) aus dem Europaparlament, der ehemalige Bundestagsabgeordnete Peter Conradi (SPD) und Stuttgarts Verwaltungsbürgermeister Klaus-Peter Murawski (Grüne). Bis Ende September hoffen die Initiatoren, die fehlenden 5000 Euro aufzutreiben - für etwa 100 Bausteine werden noch Paten gesucht.
Am 30. August wird eine Skulptur vor dem Theaterhaus eingeweiht - 5000 Euro fehlen noch
Stuttgart (eh) - An die Opfer der Kriege - Zivilisten und Soldaten - erinnern Dutzende Denkmale. Doch jene, die sich dem Krieg entzogen, gelten oft als „Verräter“. Dass Deserteure keinesfalls „Feiglinge“ waren, darauf soll ein Denkmal aufmerksam machen, das Ende August vor dem Stuttgarter Theaterhaus eingeweiht wird.
Wegen „Fahnenflucht“ und „Befehlsverweigerung“ wurden sie bestraft, zum Teil mit Gefängnis, manche gar mit dem Tod. Lange Jahre haben sie um ihre Anerkennung kämpfen müssen - erst im Jahr 2002 wurden die Deserteure des Zweiten Weltkriegs durch den Deutschen Bundestag rehabilitiert. 50 000 Deserteure sind von der NS-Militärjustiz verfolgt, mehr als 20 000 Todesurteile vollstreckt worden. Um der Opfer zu gedenken, setzt sich die Initiative Deserteur-Denkmal seit fast zehn Jahren dafür ein, dass nach Ulm (2005) nun auch in der Landeshauptstadt ein Mahnmal für sie aufgestellt wird - zum Beispiel in der Dorotheenstraße, wo sich im ehemaligen Hotel „Silbereisen“ in der Nazi-Zeit die berücht igte Gestapo-Zentrale befand, oder vor dem Stuttgarter Landgericht, wo einst 37 Männer hingerichtet wurden, weil sie sich dem Dienst in der Wehrmacht verweigerten und sich von der Truppe entfernt hatten.
Das Ansinnen ist im Rathaus bislang jedoch nicht auf große Gegenliebe gestoßen. Mit Verweis darauf, dass es in der Stadt bereits ein Denkmal für alle Kriegsopfer gebe, wurden Anfrage n nach einem möglichen Standort ablehnend beschieden. Ein Kompromiss ist aber in Sicht: Zumindest für einige Monate soll das Deserteur-Denkmal vor dem Theaterhaus auf dem Pra gsattel aufgestellt werden - bis ein städtischer Platz für das insgesamt 2,80 Meter hohe Mahnmal aus Stein gefunden ist. Am 30. August wird die Einweihung der Skulptur stattfinden. „Wir erhoffen uns, die Debatte um einen festen Standort neu zu entfachen“, erklärt Roland B lach von der Deserteur-Denkmal-Initiative. Nicht zuletzt habe der provisorische Standort Symbolcharakter: Am 21. Dezember wird im Th eaterhaus der diesjährige Stuttgarter Friedenspreis an den US-Armee-Verweigerer Augustin Aguayo verliehen. Um das Werk des Bildhauers Nikolaus Kernbach finanzieren zu können - alles in allem werden 22 000 Euro benötigt - läuft seit Sommer vergangenen Jahres eine „Bausteinkampagne“. Zahlreiche Paten haben sich bereits gefunden: Der Tübinger OB Boris Palmer hat sich ebenso finanziell beteiligt wie die Landtagsabgeordneten Christine Rudolf (SPD) und Brigitte Lösch (Grüne), Tobias Pflüger (Linkspartei) aus dem Europaparlament, der ehemalige Bundestagsabgeordnete Peter Conradi (SPD) und Stuttgarts Verwaltungsbürgermeister Klaus-Peter Murawski (Grüne). Bis Ende September hoffen die Initiatoren, die fehlenden 5000 Euro aufzutreiben - für etwa 100 Bausteine werden noch Paten gesucht.
Tobias Pflüger - 2007/08/07 12:34
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