Musharraf auf Reklametour

Pressebericht in: Junge Welt, 22.01.2008 / Ausland / Seite 6

Pakistans Diktator reist zur Verbesserung seines Images durch Europa

Rainer Rupp

Der pakistanische Putsch-Präsident Pervez Musharraf hat am Montag eine acht Tage dauernde Reise durch Europa begonnen, um vor dem Hintergrund der zunehmenden Unruhen seit der Ermordung der Oppositionsführerin Benazir Bhutto und der Zensur der Medien sein im Westen angeschlagenes »demokratisches« Image aufzupolieren und sich weiterhin als verläßlicher Partner im Kampf gegen »Al Qaida« zu verkaufen. »Wir wollen bestimmte Fehleinschätzungen über das, was derzeit in Pakistan vorgeht, korrigieren«, hatte Musharraf am Sonntag erklärt, kurz bevor er nach Belgien aufbrach, wo auch Treffen mit hohen Vertretern der EU und der NATO geplant waren. Begleitet wird Musharraf von seinen Ministern für Handel, Finanzen und für Energie, denn die EU ist mit einem jährlichen Handelsvolumen von neun Milliarden Dollar Pakistans wichtigster Handelspartner. Nach Brüssel will der pakistanische Autokrat nach Paris und von dort ins schweizerische Davos reisen, wo er sich auf dem Weltwirtschaftforum den internationalen Führungskräften der neoliberalen Globalisierung stellen wird. Anschließend will er über einen Abstecher nach London wieder zurück ins zunehmend instabile Pakistan.

Sein Mittagessen am Montag in Brüssel mit dem sogenannten EU-Sicherheitschef Javier Solana nutze Mu­sharraf, um gegenüber Journalisten zu bekräftigen, daß die bevorstehenden Wahlen in Pakistan »frei und gleich« sein und »friedlich« verlaufen werden. Auf die Frage, was er tun würde, wenn die islamistischen Parteien gewinnen würden, antwortete er, »die Regierungsmacht geht an den Sieger, wer immer das auch ist«. Auch dem Chef des ­NATO-Hauptquartiers in Brüssel, Jaap de Hoop Scheffer, will der pakistanische Verbündete der USA in Bushs »Krieg gegen den Terror« einen Besuch abstatten. Dort gibt es viele, die ihm gemeinsam mit den US-Amerikanern vorwerfen, auf pakistanischer Seite nicht hart genug gegen die Taliban vorzugehen, die wiederum den NATO-Verbündeten jenseits der Grenze im Krieg um Afghanistan immer mehr Verluste zufügen.

Am Montag abend wurde Putschgeneral Musharraf im Politischen Ausschuß des Europäischen Parlaments empfangen. »Wie kann das Europäische Parlament einem Diktator, der die Verfassung aufgehoben und Mitglieder der Opposition hat erschießen lassen, der jede Menge Blut an den Händen hat, einen solchen großen Empfang bereiten«, kommentierte der Brüsseler Abgeordnete Tobias Pflüger gegenüber junge Welt die herrschende Doppelmoral.

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