Linke befassen sich mit den Schattenseiten Europas
in: Aachener Nachrichten, 30.04.2008, 22:30
Von unserem Redakteur Gerald Eimer
Aachen. Nur wenige Minuten und ebenso wenige Schritte trennten die Karlspreisträgerin Angela Merkel von ihren Kritikern. Im Hochschulgebiet bezogen beide Seiten bereits am Mittwochabend erste Positionen, am Donnerstag werden sie sich - gedanklich und getrennt durch Absperrgitter und Leibwächter - erneut aneinander reiben.
Purer Zufall, dass Gegner des EU-Reformvertrags und Globalisierungskritiker ausgerechnet im RWTH-Hauptgebäude ihre Podiumsdiskussion mit dem Titel «Unser Europa ist das nicht» führten. «Wir haben keinen anderen Raum gekriegt», sagt Darius Dunker, Vorsitzender der Linkspartei und einer der Organisatoren des Karlspreisprotests. Somit aber tagten sie in Blickweite zum Kármán-Auditorium, in dem kurz zuvor die Bundeskanzlerin mit Studenten ins Gespräch gekommen ist.
Was es trotz langer Friedensphase und Überwindung nationaler Grenzen aus Sicht von Gewerkschaften und Linken an diesem Europa auszusetzen gibt, thematisierten im Hauptgebäude mehrere Diskussionsteilnehmer vor knapp 100 Zuhörern.
Speziell mit dem EU-Reformvertrag, für den sich auch Merkel stark gemacht hat, setzte sich Tobias Pflüger von der Linkspartei kritisch auseinander. Der Vertrag orientiere sich an den Interessen der Konzerne und Eliten, lautet ein Hauptvorwurf. Soziale Rechte würden zu «Standortnachteilen» erklärt. Steigende Profite seien wichtiger als Solidarität.
Dass auch im reichen Europa immer mehr Menschen in die Armutsfalle geraten, ist ein Thema des italienischen Aktivisten Alex Foti. Er berichtete über die europäische Mayday-Bewegung, die seit einigen Jahren mit bunten Paraden auf die zunehmende Zahl prekärer Arbeitsverhältnisse aufmerksam macht.
Am Donnerstag wird Aachen die erste Euromayday-Parade erleben. Gegen 12.30 Uhr wird sie sich in der Pontstraße formieren und durch die Innenstadt ziehen. Gegen 15 Uhr endet sie am Hof.
Kritisch befasste sich Xavier Renou, Mitglied der Gruppe «Les Désobéissants» (Die Ungehorsamen) aus Paris, mit der Rolle der französischen Außenpolitik. Vera Polycarpou, Vertreterin der zypriotischen kommunistischen Partei AKEL, bezog Stellung zur «Militarsierung» der europäischen Union.
«Alles möglich»
Die Podiumsdiskussion führte die Karlspreiskritiker zusammen, die am Donnerstag erneut protestieren werden. Wie viele Demonstranten es am Ende sein werden, konnte gestern niemand einschätzen. «Zwischen einigen hundert und tausend ist alles möglich», meint Dunker.
So oder so dürfte es vor dem Rathaus während des Festakts jedenfalls lautstarke Proteste geben. Vorher und nachher wird es Protestumzüge geben. Im Hof, Endstation der Euromayday-Parade, ist ab 15 Uhr eine Party bis 22 Uhr angemeldet.
Von unserem Redakteur Gerald Eimer
Aachen. Nur wenige Minuten und ebenso wenige Schritte trennten die Karlspreisträgerin Angela Merkel von ihren Kritikern. Im Hochschulgebiet bezogen beide Seiten bereits am Mittwochabend erste Positionen, am Donnerstag werden sie sich - gedanklich und getrennt durch Absperrgitter und Leibwächter - erneut aneinander reiben.
Purer Zufall, dass Gegner des EU-Reformvertrags und Globalisierungskritiker ausgerechnet im RWTH-Hauptgebäude ihre Podiumsdiskussion mit dem Titel «Unser Europa ist das nicht» führten. «Wir haben keinen anderen Raum gekriegt», sagt Darius Dunker, Vorsitzender der Linkspartei und einer der Organisatoren des Karlspreisprotests. Somit aber tagten sie in Blickweite zum Kármán-Auditorium, in dem kurz zuvor die Bundeskanzlerin mit Studenten ins Gespräch gekommen ist.
Was es trotz langer Friedensphase und Überwindung nationaler Grenzen aus Sicht von Gewerkschaften und Linken an diesem Europa auszusetzen gibt, thematisierten im Hauptgebäude mehrere Diskussionsteilnehmer vor knapp 100 Zuhörern.
Speziell mit dem EU-Reformvertrag, für den sich auch Merkel stark gemacht hat, setzte sich Tobias Pflüger von der Linkspartei kritisch auseinander. Der Vertrag orientiere sich an den Interessen der Konzerne und Eliten, lautet ein Hauptvorwurf. Soziale Rechte würden zu «Standortnachteilen» erklärt. Steigende Profite seien wichtiger als Solidarität.
Dass auch im reichen Europa immer mehr Menschen in die Armutsfalle geraten, ist ein Thema des italienischen Aktivisten Alex Foti. Er berichtete über die europäische Mayday-Bewegung, die seit einigen Jahren mit bunten Paraden auf die zunehmende Zahl prekärer Arbeitsverhältnisse aufmerksam macht.
Am Donnerstag wird Aachen die erste Euromayday-Parade erleben. Gegen 12.30 Uhr wird sie sich in der Pontstraße formieren und durch die Innenstadt ziehen. Gegen 15 Uhr endet sie am Hof.
Kritisch befasste sich Xavier Renou, Mitglied der Gruppe «Les Désobéissants» (Die Ungehorsamen) aus Paris, mit der Rolle der französischen Außenpolitik. Vera Polycarpou, Vertreterin der zypriotischen kommunistischen Partei AKEL, bezog Stellung zur «Militarsierung» der europäischen Union.
«Alles möglich»
Die Podiumsdiskussion führte die Karlspreiskritiker zusammen, die am Donnerstag erneut protestieren werden. Wie viele Demonstranten es am Ende sein werden, konnte gestern niemand einschätzen. «Zwischen einigen hundert und tausend ist alles möglich», meint Dunker.
So oder so dürfte es vor dem Rathaus während des Festakts jedenfalls lautstarke Proteste geben. Vorher und nachher wird es Protestumzüge geben. Im Hof, Endstation der Euromayday-Parade, ist ab 15 Uhr eine Party bis 22 Uhr angemeldet.
Tobias Pflüger - 2008/05/05 13:38
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