Artikel in Stuttgarter Zeitung Online, 08.06.2009
Von Thomas Breining

Stuttgart - Es hat bis 4.15 Uhr Montag früh gedauert, bis der Bundeswahlleiter das vorläufige amtliche Ergebnis der Europawahl bekanntgeben konnte. Daraus ergibt sich die Verteilung der Mandate. Es sind zwölf Sitze geworden, die von Baden-Württembergern in Straßburg besetzt werden.

In einem kleinen Teil der Ausgabe vom Montag haben wir schon spekuliert, wer das baden-württembergische Personal im Europaparlament in Straßburg und Brüssel ist, jetzt ist es gewiss: es ist ein Dutzend.

Die CDU entsendet Routiniers nach Straßburg

Sechs entsendet die CDU, sie verliert damit zwei Sitze. Die Unionsriege ist durchweg mit parlamentarischen Routiniers besetzt. Ihr Anführer ist der Stuttgarter Rainer Wieland (52). Er vertritt die Südwest-CDU seit 1997 im Europaparlament. Auch Daniel Caspary (33) aus Karlsruhe ist kein Neuling in Straßburg, er ist schon einmal vor fünf Jahren gewählt worden. Das gilt auch für Andreas Schwab (36) aus Villingen-Schwenningen. Nach einem Nordwürttemberger und einem Nordbadener ist er der erste Südbadener auf der CDU-Liste. Die vierte ist also eine Südwürttembergerin: Elisabeth Jeggle (61) aus Biberach, sie gehört dem europäischen Abgeordnetenhaus seit 1999 an. Auf Platz fünf der CDU-Liste folgt Inge Gräßle (48), die 2004 das Landtagsmandat gegen eines in Straßburg eintauschte. Schließlich Thomas Ulmer (52) aus dem nordbadischen Mosbach, er amtiert ebenfalls seit 2004.

Zwei Abgeordnete der Union scheiden aus. Das ist zum einen Karl von Wogau. Der 67-jährige Freiburger war seit 1979 MdEP und trat diesmal nicht mehr an. Auch Kurt Joachim Lauk (63) trat nach fünf Jahren Amtszeit nicht mehr an.

SPD, Grüne und FDP stellen je zwei Europaabgeordnete. Neben der langjährigen Europastreiterin Evelyne Gebhardt (55) aus Mulfingen, die seit 1994 in Straßburg einen Namen hat, ist das für die Sozialdemokraten Peter Simon. Der 42-jährige Mannheimer ist ein Neuling in Straßburg, aber nicht in europäischen Angelegenheiten. In den Jahren von 1999 bis 2007 war Simon Leiter des Europabüros der Stadt Mannheim.

Oberbürgermeister Theurer wechselt in die Europaklasse

Die Grünen stellen zwei Frauen. Mit der Stuttgarterin Heide Rühle (60) ist das eine erfahrene Europapolitikerin - sie sitzt seit 1999 in Straßburg und Brüssel. Die zweite, Franziska Brantner (30) aus Lörrach betritt Neuland mit ihrem gewonnenen Mandat. Auch die FDP hat zwei Leute in Europa, die Spitzenkandidatin Silvana Koch-Mehrin (38) und der Horber Nochoberbürgermeister Michael Theurer (42). Er wechselt von der Landesliga in die Europaklasse.

Er und Evelyne Gebhardt zeigen, dass auch die Europawahl personenorientiert sein kann. Theurer ist das Rekordergebnis der FDP von 26,7 Prozent im Kreis Freudenstadt zuzuschreiben, was einem Zuwachs von 19,7 Prozent entspricht. Frau Gebhardt sorgte im Hohenlohekreis mit plus drei Punkten und im Landkreis Schwäbisch Hall mit plus 2,4 Punkten für Pluszeichen in überwiegend negativ geprägten SPD-Ländern.

Nicht mehr in Straßburg dagegen ist der Tübinger Tobias Pflüger. Er hatte das Mandat 2004 für die Linken errungen. Jetzt hat es ihm aufgrund seiner Listenplatzierung nicht mehr ins Europaparlament gereicht.