Kritik an Militärplänen für Flughafen Leipzig

Dokumentiert in: junge Welt - 06.09.2005 - Volker Külow und Tobias Pflüger

Volker Külow (Mitglied des Sächsischen Landtages, Die Linke.PDS, Stadtrat der Stadt Leipzig) und Tobias Pflüger (für die Linkspartei im Auswärtigen Ausschuß und im Unterausschuß Sicherheit und Verteidigung des Europäischen Parlaments, Vorstand der Informationsstelle Militarisierung in Tübingen) kritisieren die Militärpläne für den Flughafen Leipzig:

Nach unseren Gesprächen mit dem Geschäftsführer der Flughafen Leipzig/ Halle GmbH, Eric Malitzke, auf der einen und Vertretern der IG Nachtflugverbot auf der anderen Seite sehen wir uns in der Auffassung bestätigt, daß nahezu unbemerkt von der Öffentlichkeit und im Schatten der DHL-Ansiedlung der Flughafen Leipzig/Halle zu einem zentralen Umschlagplatz für NATO-Großraumtransporte ausgebaut wird.

Offenkundig stehen die Vertragsverhandlungen mit einem zivilen Anbieter für die bevorstehende Stationierung von bis zu sechs Flugzeugen des größten und zugleich eines der lautesten Transportflugzeuge der Welt vom Typ Antonow 124-100 (Traglast 120 bis 150 Tonnen) unmittelbar vor dem Abschluß.

Diese Ansiedlung der Großraumflugzeuge und ihre künftige Nutzung muß im Kontext von militärischen Lufttransportplanungen (»Strategische Lufttransportkapazität«) eingeordnet werden, die bereits im Jahr 2000 begannen. Laut Aufgabenstellung sollen dabei EU- und NATO-Truppen weltweit interventionsfähig und z.B. schwere Kriegswaffen über große Entfernungen transportiert werden. Innerhalb der EU und der NATO ist Deutschland auf eigenen Wunsch zuständig für diesen Bereich der Strategischen Lufttransportkapazität.

Vor diesem Hintergrund mausert sich der Leipziger Flughafen zu einem der bedeutendsten europäischen Umschlagplätze für Großwaffen und damit zur NATO-Drehscheibe für künftige Kriege.

Neben dem bedrohlichen militärischen Aspekt stellt insbesondere für die Bevölkerung vor Ort die enorme Lärmbelastung durch die Antonows eine zusätzliche Belastung dar, zumal im Planfeststellungsverfahren niemals von diesem Flugzeugtyp die Rede war. Wir werden daher nicht nur weiteren Widerstand gegen die geplante militärische Nutzung des Flughafens organisieren, sondern zugleich die IG Nachtflugverbot substantiell in ihren Bemühungen unterstützen, die Lebensqualität der vom Fluglärm betroffenen Bürgerinnen und Bürger zu erhalten.

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