Der zweite Sonntag im September
Pressebericht in: Junge Welt, 07.09.2005
Alle Jahre wieder in Berlin: Tag der Erinnerung, Mahnung und Begegnung – Aktionstag gegen Rassismus, Neonazismus und Krieg am 11. September
Am kommenden Sonntag ist in Berlin wieder Aktionstag gegen Rassismus, Neonazismus und Krieg angesagt. Verfolgte des Naziregimes und Widerstandskämpfer, antifaschistische und antirassistische Initiativen und Vereinigungen, Gruppen der Friedensbewegung, Bürgerrechtsorganisationen, Jugendverbände und Gewerkschaften, Buchhandlungen, Verlage und Zeitungen, darunter natürlich auch junge Welt laden einmal mehr Berliner und Gäste der Hauptstadt zum Besuch auf die Freifläche des Marx-Engels-Forums zwischen Fernsehturm und der verbliebenen Hülle des Palastes der Republik. An mehr als hundert Infoständen stellen sie – wie z. B. der Verein »Kämpfer und Freunde der Spanischen Republik 1936-1939« (KFSR) oder der Verband Deutscher in der Résistance, in den Streitkräften der Antihitlerkoalition und der Bewegung »Freies Deutschland« (DRAFD) – ihre Anliegen und Projekte vor und sich selbst zum Gespräch.
Begründet wurde dieser traditionsreiche Tag der Mahnung, Erinnerung und Begegnung bereits im Jahr der Befreiung vom Faschismus vor 60 Jahren. Am 9. September 1945 versammelten sich Überlebende aus Zuchthäusern und Konzentrationslagern in der Werner-Seelenbinder-Kampfbahn in Berlin-Neukölln, um ihrer ermordeten Gefährten zu gedenken. Auch in anderen Städten der damaligen sowjetischen Besatzungszone kamen in jenen Septembertagen Zehntausende zusammen, die Opfer des Faschismus zu ehren, ihr Vermächtnis aufzunehmen und den Schwur der Überlebenden in die Tat umzusetzen: Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg!
In der DDR war diesem Gedenken alljährlich der zweite Sonntag im September gewidmet, dessen Gehalt sich mitnichten auf die heute üblichen Einordnungen als »erstarrtes Ritual« und »verordneter Antifaschismus« reduzieren läßt.
Die Geschichte dieses OdF-Tages, der nach 1989 ohne staatsoffizielle Weihen als Tag der Erinnerung, Mahnung und Begegnung fortgeführt wurde, ist übrigens auch Gegenstand einer Ausstellung, die an diesem Sonntag von Berlins Senator für Wissenschaft, Forschung und Kultur, Thomas Flierl, um 14 Uhr im Veranstaltungszelt auf dem Marx-Engels-Forum eröffnet wird. Gezeigt werden hier darüber hinaus auch die von einem Jugendbündnis aus Treptow/Köpenick gestaltete Auschwitz-Ausstellung »Ein Stück Erde wurde zum Grab der Menschlichkeit« sowie Teile der von jW unterstützten Oradour-Exposition »Versöhnen ist nicht vergessen« (siehe jW vom 17. August).
Zur Auftaktkundgebung um 11 Uhr an historischer Stätte, dem Werner-Seelenbinder-Stadion in Neukölln, erwarten die Veranstalter übrigens einen Antifaschisten, der bereits vor 60 Jahren, wenige Monate nach seiner Befreiung aus dem KZ Buchenwald, am ersten OdF-Gedenken teilgenommen hatte: den Spanienkämpfer Kurt Goldstein, Ehrenpräsident des Internationalen Auschwitz-Komitees und der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten (VVN-BdA).
Gegen 15 Uhr beginnt eine Podiumsdiskussion wider den einmal mehr im 60. Jahr der Befreiung – nicht nur seitens des organisierten Rechtsextremismus – zutage getretenen Geschichtsrevisionismus. Zum Thema »Erinnern für die Zukunft – gegen deutschen Opfermythos« werden neben Kurt Goldstein, u. a. der Direktor der Stiftung Topographie des Terrors, Andreas Nachama, und der Europaabgeordnete Tobias Pflüger von der Tübinger Informationsstelle Militarisierung debattieren.
* Sonntag, 11. September, 13 – 18 Uhr, Marx-Engels-Forum, Berlin-Mitte. Auftaktkundgebung: 11 Uhr, Werner-Seelenbinder-Stadion, Oderstr. 182, Neukölln
von: Peter Rau
Alle Jahre wieder in Berlin: Tag der Erinnerung, Mahnung und Begegnung – Aktionstag gegen Rassismus, Neonazismus und Krieg am 11. September
Am kommenden Sonntag ist in Berlin wieder Aktionstag gegen Rassismus, Neonazismus und Krieg angesagt. Verfolgte des Naziregimes und Widerstandskämpfer, antifaschistische und antirassistische Initiativen und Vereinigungen, Gruppen der Friedensbewegung, Bürgerrechtsorganisationen, Jugendverbände und Gewerkschaften, Buchhandlungen, Verlage und Zeitungen, darunter natürlich auch junge Welt laden einmal mehr Berliner und Gäste der Hauptstadt zum Besuch auf die Freifläche des Marx-Engels-Forums zwischen Fernsehturm und der verbliebenen Hülle des Palastes der Republik. An mehr als hundert Infoständen stellen sie – wie z. B. der Verein »Kämpfer und Freunde der Spanischen Republik 1936-1939« (KFSR) oder der Verband Deutscher in der Résistance, in den Streitkräften der Antihitlerkoalition und der Bewegung »Freies Deutschland« (DRAFD) – ihre Anliegen und Projekte vor und sich selbst zum Gespräch.
Begründet wurde dieser traditionsreiche Tag der Mahnung, Erinnerung und Begegnung bereits im Jahr der Befreiung vom Faschismus vor 60 Jahren. Am 9. September 1945 versammelten sich Überlebende aus Zuchthäusern und Konzentrationslagern in der Werner-Seelenbinder-Kampfbahn in Berlin-Neukölln, um ihrer ermordeten Gefährten zu gedenken. Auch in anderen Städten der damaligen sowjetischen Besatzungszone kamen in jenen Septembertagen Zehntausende zusammen, die Opfer des Faschismus zu ehren, ihr Vermächtnis aufzunehmen und den Schwur der Überlebenden in die Tat umzusetzen: Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg!
In der DDR war diesem Gedenken alljährlich der zweite Sonntag im September gewidmet, dessen Gehalt sich mitnichten auf die heute üblichen Einordnungen als »erstarrtes Ritual« und »verordneter Antifaschismus« reduzieren läßt.
Die Geschichte dieses OdF-Tages, der nach 1989 ohne staatsoffizielle Weihen als Tag der Erinnerung, Mahnung und Begegnung fortgeführt wurde, ist übrigens auch Gegenstand einer Ausstellung, die an diesem Sonntag von Berlins Senator für Wissenschaft, Forschung und Kultur, Thomas Flierl, um 14 Uhr im Veranstaltungszelt auf dem Marx-Engels-Forum eröffnet wird. Gezeigt werden hier darüber hinaus auch die von einem Jugendbündnis aus Treptow/Köpenick gestaltete Auschwitz-Ausstellung »Ein Stück Erde wurde zum Grab der Menschlichkeit« sowie Teile der von jW unterstützten Oradour-Exposition »Versöhnen ist nicht vergessen« (siehe jW vom 17. August).
Zur Auftaktkundgebung um 11 Uhr an historischer Stätte, dem Werner-Seelenbinder-Stadion in Neukölln, erwarten die Veranstalter übrigens einen Antifaschisten, der bereits vor 60 Jahren, wenige Monate nach seiner Befreiung aus dem KZ Buchenwald, am ersten OdF-Gedenken teilgenommen hatte: den Spanienkämpfer Kurt Goldstein, Ehrenpräsident des Internationalen Auschwitz-Komitees und der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten (VVN-BdA).
Gegen 15 Uhr beginnt eine Podiumsdiskussion wider den einmal mehr im 60. Jahr der Befreiung – nicht nur seitens des organisierten Rechtsextremismus – zutage getretenen Geschichtsrevisionismus. Zum Thema »Erinnern für die Zukunft – gegen deutschen Opfermythos« werden neben Kurt Goldstein, u. a. der Direktor der Stiftung Topographie des Terrors, Andreas Nachama, und der Europaabgeordnete Tobias Pflüger von der Tübinger Informationsstelle Militarisierung debattieren.
* Sonntag, 11. September, 13 – 18 Uhr, Marx-Engels-Forum, Berlin-Mitte. Auftaktkundgebung: 11 Uhr, Werner-Seelenbinder-Stadion, Oderstr. 182, Neukölln
von: Peter Rau
Tobias Pflüger - 2005/09/13 15:39
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